Impuls für den 17. Mai 2020/5. Sonntag der Osterzeit
von Matthias Dreier
Der heutige Sonntag trägt in unserer Kirche den Namen "Rogate",übersetzt aus dem Lateinischen: "Bittet". Seinen Namen und sein Leitmitiv verdankt dieser Sonntag der Tradition der Bittporzessionen, die in der Alten Kirche an diesem Sonntag der Osterzeit stattfanden.
Im Evangelium dieses Sonntags (Lk 11,1-13) antwortet Jesus auf die Bitte eines Jüngers "Herr, lehre uns beten" mit dem "Geschenk" des Vater-Unser-Gebets.
Jeden Mittag um 12.00 Uhr lädt die kleine Glocke der Johanneskirche zum Innehalten ein und damit zu einenem "Vater-Unser-für-den-Frieden."
Apropos - Frieden: Im Rahmen der Gedenkfeierstunde zum 8. Mai im Jahr 1985 erklärte der damalige Bundespräsident Richard von Weizäcker, der Tag des Kriegendes in Europa sei für die Deutschen ein "Tag der Befreiung vom menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft" gewesen.
Am 8. Mai diesen Jahres betonte der amtierende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Rede zum 75. Jahrestag des Kriegendes die dauerhafte Verantwortung der Deutschen:"Es gibt kein Ende des Erinnerns.
Es gibt keine Erlösung von der Geschichte." Und er verband das "Nie wieder!" europapolitisch mit dem "Nie wieder allein!": "Wenn Europa scheitert, scheitert auch das "Nie wieder!"."
Beide Reden bilden für mich den geschichtlichen und politischen Hintergrund, wenn ich als Christ mit dem "Vater-Unser-Gebet" um Frieden um uns und in uns bete. In das Gebet sind so die Schuld am Krieg und die Schrecken des Krieges augbewahrt und ebenso die Dankbarkeit für die Versöhnung, die uns nach 1945 von unseren europäischen Nachbarn geschenkt wurde.
Ich wünsche allen einen gesegneten Sonntag und eine gute neue Woche und einige Minuten für ein "Vater-Unser-für- den-Frieden", wann und wo auch immer.